1200 „Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spielfiguren“ in die Zukunft verschoben

von Jürgen Hestler

Demografie-Simulation 2050 der SPD Weissacher Tal in der Seniorenbegegnungsstätte hat Jugendliche im Blick

Die demografische Entwicklung speziell in Allmersbach im Tal und in Weissach im Tal ist vielen Gemeinderäten und Bürgermeister in der ganzen Republik ein Begriff. Der Grund ist relativ simpler Natur. Die Kölner Kommunalberatungsfirma s&n wird von vielen –meist kleineren- Kommunen in ganz Deutschland nachgefragt, die von ihr entwickelte Demografie-Simulation 2050 vor Ort durchzuführen. Grundlage dieses Planspiels sind die heutigen und zu erwartenden Soziodaten der beiden Gemeinden im Weissacher Tal. Und das ist kein Zufall. Der Geschäftsführer der Kommunalberatungsfirma Erik Flügge ist gebürtiger Allmersbacher, ging im BIZE zur Schule und hat noch ständigen familiären Kontakt ins Weissacher Tal. Er kam auf Einladung der SPD Weissacher Tal in seine alte Heimat. „Es ist für mich ein besonderer Moment, das von meiner Firma entwickelte Planspiel sozusagen am Originalschauplatz durchzuführen“, so Erik Flügge.

So saßen am vergangenen Mittwoch -eingeladen von der SPD Weissacher Tal-  Kommunalverantwortliche aus Allmersbach im Tal und Weissach im Tal um die auf eine große Lastwagenplane gedruckten Ortspläne von Weissch im Tal und Allmersbach im Tal und bewegten und veränderten in mehreren Spielrunden insgesamt 1200 „Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spielfiguren“. Diese standen für die Jugendlichen zwischen 10 und 19 Jahren in den beiden Tälesgemeinden. Und nur um diese Altersgruppe ging es. Es galt herauszufinden, wie sich diese Zielgruppe bis zum Jahr 2050 verändert, welche Auswirkungen dies hat und was deshalb heute zu tun ist. Für manche ein ganz neuer Blick auf das Demografie-Problem.

Gekommen waren die beiden Bürgermeister Ralf Wörner und Ian Schölzel, Vertreter/innen der CDU/FW- und  der SPD-Fraktion, der Liste Weissacher Bürger und der Neuen Liste Allmersbach Heutensbach, die beiden Kreisräte Jürgen Hestler(SPD)  und Jörg Schaal (CDU), Vertreter des Seniorenclubs, des Ortsseniorenrates, des Jugendreferates, der Begegnungsstätte ‚mittendrin‘, der Diakonie, der Nachbarschaftshilfe, des Krankenpflegevereins, der Schulen, der Kirchen, des SPD-Ortsvereins und des Landesjugendringes.

Jeder und jede war aufgefordert dort Spielfiguren wegzunehmen, wo sich nach den eigenen Erfahrungen und Prognosen  Veränderungen  ergeben werden.  Der Moderator ergänzte die jeweiligen Simulationsschritte  mit Erkenntnissen der soziologischen Forschung.

Eines wurde dabei schnell klar: Wenn sich die Zahl der Jugendlichen immer weiter verringert, hat dies weitreichende Auswirkungen auf die kommunale Infrastruktur. Die Zahl der Schulstandorte, die Struktur des Schülerbusverkehrs, das Angebot für Verkehrsmobilität, die Attraktivität von Ausbildungsplätzen, die Bereitschaft etwa als ausgebildeter Arzt wieder in die Heimat zurückzukehren, die Angebote der Jugendtreffs, die Jugendarbeit in Vereinen und Kirchen, sowie die Vereinsförderung müssen überdacht und eventuell neu justiert werden. Und ob man sich dann noch Doppel- oder gar Dreifachstrukturen in den Tälesgemeinden leisten kann, wurde zumindest in Frage gestellt.

„Noch ist die Zeit nicht reif für eine Gemeindefusion im Weissacher Tal. Aber es führt langfristig kein Weg daran vorbei“, so das Fazit von Kreisrat Jürgen Hestler. Er sieht nach dem Demografie-Planspiel hoffnungsvolle Ansätze für einen interfraktionellen und interkommunalen Dialog.

Auch aus Sicht des Kommunalberaters Erik Flügge hat der Abend hoffnungsvolle Ansätze ans Licht gebracht. Wenn unter dem Logo „Coole Fahrradwege“ darüber nachgedacht werde wie ein neues Mobilitätkonzept für Jugendliche aussehen könne, wenn die demografische Entwicklung als Anstoß  für neue interkommunale Jugendbeteiligungskonzepte begriffen werde und wenn man die Verkleinerung auch als Chance erkenne, sei das Weissacher Tal auf einem guten Wege, dem  lauten Lamentieren um die demografische Entwicklung eine konkrete Agenda entgegen zu setzen.

Die SPD Weissacher Tal will die den begonnenen interkommunalen Dialog fortsetzen und mit weiteren Folgeveranstaltungen begleiten. Im Mittelpunkt soll dann jeweils ein Mobilitätskonzept für das Weissacher Tal, eine Agenda, wie man Ausbildungswillige an das Weissacher Tal binden und Ausgebildete wieder zurückholen kann und auf welchen Gebieten eine interkommunale Kooperation sinnvoll und wünschenswert ist.

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